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Abu’l-Faḍl Gulpáygání, Mírzá Muḥammad

1844-1914, iranischer Bahai-Gelehrter. Er entstammte einer bekannten Klerikerfamilie aus Gulpáygán, Zentraliran. Mírzá Muḥammad erfuhr die traditionelle Ausbildung eines islamischen Gelehrten. Seit 1873 lehrte er an einem Teheraner Religonsseminar spekulative Theologie (kalám). In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit islamischer Philosophie und Mystik, dem Buddhismus und europäischem Denken. Die ersten Kontakte mit dem Bahaitum hatte er ab Anfang 1876. Nach einer intensiven Auseinandersetzung und vor allem nach dem Studium des Kitáb-i-Íqán bekannte er sich im September des Jahres zur Religion Baha’u’llahs. Sein öffentliches Eintreten für den neuen Glauben führte zum Verlust seiner Anstellung und zu mehreren Verhaftungen. Zwischen 1876 und 1886 verbrachte er etwa vier Jahre in Haft. Von 1876 bis 1882 arbeitete er als Sekretär für den zoroastrischen Diplomaten Mánikchí Ṣáḥib. Baha’u’llahs Lawḥ-i-Mánikchí Ṣáḥib (1878) und die ausführliche Anwort Baha’u’llahs auf dessen weitere Fragen (1882) entstammen diesem Umfeld. 1901 bis 1904 reiste Abu’l-Faḍl im Auftrag Abdu’l-Bahas über Paris nach Nordamerika. Die Übersetzung von Burhan-i-Lami` („Der glänzende Beweis“, o.J., wahrscheinlich 1913 oder 1914 erschienen), Abu’l-Faḍls Antwort auf einen amerikanisch-englischen Missionar, gehört mit zu den frühesten deutschsprachigen Bahai-Publikationen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Abu’l-Faḍl in Ägypten. Er starb am 21. Januar 1914 in Kairo.