Das Buch (The Light Shineth in Darkness. Five studies in revelation after Christ, 1977) ist eine Herausforderung zum interreligiösen und interkulturellen Dialog: Westliches, materialistisch wie christozentrisch geprägtes Denken wird mit dem Anspruch und den Denkvoraussetzungen nachbiblischer Offenbarungsreligionen – dem Islam und vor allem der Bahá’í-Religion – konfrontiert. In verschiedenen Anläufen werden die theologisch-philosophischen Konzepte von Gnade, Gesetz, Freiheit, Toleranz und Fortschritt kritisch beleuchtet. Schaefer weigert sich dabei, den westlichen Blickwinkel unbefragt zum Maßstab zu erheben. Er bringt vor allem die Offenbarungstexte zum Sprechen – beide nachbiblische Offenbarungsreligionen sind ausgeprägte Buchreligionen –, unterscheidet dabei scharf zwischen Gehalt und Intention der Schriftaussage und deren späterer geschichtlich-sozialer Umsetzung.
Methodischer Ausgangspunkt seines Bemühens um Dialog ist Schaefer die Annahme einer grundlegenden metaphysischen Einheit aller Religionen. Historisch konkrete Religion wird verstanden als zukunftsoffenes prophetisches Künden von Gott in periodischen Zeitabständen. Dieses Grundmuster ist bereits das heilsgeschichtliche Leitmotiv koranischer Theologie, wird dort jedoch überlagert vom Endgültigkeitsanspruch muslimischer Lehre. Ritus, Gesetz, institutioneller Überbau und theologische Elaboration – jene Bereiche, die vor allem religiöse Unterschiede konstituieren – werden als zeitabhängiger Außenbereich der Religion verstanden, der prinzipiell rationalem Dialog zugänglich ist.
Wie bereits aus dem Untertitel erkennbar, gliedert sich das Buch in fünf Teile. Sie alle wurden in ihrer Urfassung bereits separat auf Deutsch veröffentlicht. Wie immer bei Schaefer erfolgten Übersetzung und Neupublikation nicht ohne deutliche Überarbeitung. Die beiden ersten Teile bieten einen knappen historischen Abriß der Bahá’í-Religion und stellen deren zentrale Lehren vor dem Hintergrund gängiger westlicher Haltungen zur Religion dar (Die mißverstandene Religion, 1968; Bahá’í sein, 1973, 2. Aufl. 1979). Teil drei (Bahá’í – Religion nach Maß?, 1970) ist aus der Antwort an einen evangelischen Theologen entstanden und behandelt – neben damals typischen Einwänden, die im Suprematieanspruch christlicher Theologie gründeten – vor allem ein Thema: Wie läßt sich die Welt gerechter und friedlicher gestalten und welchen Beitrag können die Religionen dazu leisten? Schaefer insistiert dabei auf die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Vision aus dem Glauben („Einheit der Menschheit in Frieden und Gerechtigkeit“), auf ein Menschenbild, das von der Negativanthropologie der Erbsünde erlöst, zu aktivem innerweltlichen Handeln befreit, auf eine nicht bloß individualistische sondern gesellschaftsbezogene Ethik, die von entsprechenden religiösen Gesetzen gehalten wird. Dies impliziert eine Rehabilitierung des religiösen Gesetzes: Gegen die paulinisch-lutherische Dichotomie von Gesetz und Gnade erinnert Schaefer an die eigentliche Intention des Gesetzes in Judentum, Islam und Bahá’í-Religion als „Weg der Gerechtigkeit“ (nicht: der Rechtfertigung), als Ordnungsfaktor und strukturellem Gnadenmittel. Im vierten und fünften Teil steht der Islam im Zentrum des Dialogs (Die mißverstandene Religion, 1968; Muhammad – ein Lügenprophet?, 1969). Mit zwei Stoßrichtungen: einmal gegen westliche Mißdeutungen des Islam, sodann gegen islamische Voreingenommenheiten in Bezug auf die Bahá’í-Religion, die dem Endgültigkeitsanspruch des Islam sowie prinzipiellen Vorbehalten gegen aufklärerische und emanzipatorische Inhalte der Bahá’í-Lehren entstammen. Dabei werden konzeptionelle Ähnlichkeiten im Gottesbegriff, Religions- und Gesetzesverständnis dieser beiden nachbiblischen Religionen ebenso untersucht wie grundsätzliche Differenzen in der historisierenden Deutung des Gesetzes (besonders relevant etwa bei den Fragen des heiligen Kriegs oder der Stellung der Frau), in Geschichtsbegriff und der Deutung der Universaleschatologie.
Die diesem Buch zugrundeliegenden deutschen Texte sind längst nicht mehr erhältlich. Sie – zumal in der Neubearbeitung von 1977 – wieder verfügbar zu machen, ist ein Desiderat.